Bau von Regenrohren

„Regenrohre“ sind diese länglichen Teile, die man umdrehen muss, damit man was hört: Es klingt, als würde ein tropischer Regen auf die Djungelblätter fallen (glaube ich zumindest, ich war leider noch nie in einem echten tropischen Regenwald). Je nach Neigung, mit dem man das Rohr hält, rieselt es entweder leise und lange oder laut und schneller, die Länge des Rohres spielt dabei natürlich auch eine Rolle.

Ich habe mal gehört, dass es sich bei den “Originalen” um hohle Kaktusarme handelt, deren Stachel entfernt wurden, um sie dann wieder umgedreht hinein zu piksen. Das Rohr wird dann noch mit rieselfähigem Material gefüllt, die beim Herabfallen auf die Stachel fallen, die das Geräusch dann an die Rohrwand weitergeben u. damit hörbar machen.

Ich habe schon recht preiswerte Regenrohre im Weltladen gesehen, die sehr schön klangen. Inwieweit man mit dem Kauf den Raubbau von bestimmten tropischen Pflanzen unterstützt ist mir nicht bekannt, wäre aber eine Überlegung bzw. Überprüfung wert. Wie gesagt, ich weiß es nicht, und ich möchte hier keinesfalls im Sinne von “Kauft nicht in Weltläden!” interpretiert werden, im Gegenteil!


Auf jeden Fall lassen sich Regenrohre leicht selbst herstellen:

Als Rohr eignen sich alle möglichen Gegenstände, wie z.B. das Plastikrohr oben im Bild, das einmal eine Verpackung für ein Poster oder eine Zeichnung war. Die “Stacheln” sind hier Zahnstocher oder dünne Schaschlikspieße. Diese sollten aber besser nicht, wie oben, ganz durch das Rohr gesteckt werden, weil sie dann nicht frei schwingen können, sondern frei ins Rohr hinein ragen und dann in der Wandung mit einem Tropfen Alleskleber o.ä. gesichert werden. Rieselmaterial waren hier Linsen, Reis, Getreidekörner.

Zugegeben: Eine Schönheit ist das oben abgebildete Instrument nicht gerade, auch fallen die groben Körner entweder ziemlich schnell nach unten oder verhaken sich zwischen den Stäbchen. Ich habe es hauptsächlich gebaut (und aufgehoben), weil es sehr gut die Bauweise und das Prinzip zeigt.

Man kann und sollte aber hier unheimlich viel mit unterschiedlichen Materialien experimentieren, es ist auch schon mit kleineren Kindern zu bauen und es kostet fast nichts. Ich halte diese Experimentierphasen auch für didaktisch sehr wertvoll, weil es sehr gut geeignet ist, u.a. das Gehör zu schulen.

Ein Regenrohr aus einer Herkulesstaude
Ein Regenrohr aus einer Herkulesstaude

Als Rohre eignet sich alles, was dünnwandig (weil dann die Stacheln leichter durchzustoßen sind und weil sie den Klang besser verstärken als dicke Rohrwände) und nicht zu weich ist (zu leise). Die besten Ergebnisse habe ich mit im Herbst oder Winter gesammelte, vertrockneten Stängeln des Riesenbärenklaus bzw. der Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum) gemacht. Dieses - im wahrsten Sinne des Wortes - UNkraut wird über 3 Meter hoch, hat im Frühsommer große, schirmförmige weiße Doldenblüten, pflanzt sich entlang von Bach- und Flussläufen, Wegen und Straßen UNmäßig aus, wird deshalb von Naturschützern und Straßenmeistereien (mit geringem Erfolg) bekämpft. Nicht nur, dass die nicht heimische Pflanze durch ihre Wüchsigkeit heimische Flora verdrängen kann, sie ist auch für den Menschen nicht ungefährlich: Gerät der Pflanzensaft auf die Haut gibt es in Zusammenhang mit Sonnenlicht schlimmste Verbrennungen!

Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum)
Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum)

Im getrockneten Zustand ist sie aber ungefährlich. Ich habe auch schon versucht, die frische Pflanze zu schneiden (mit Schutzkleidung!) und dann zu trocknen, die Stängel sind mir aber beim Trocknen verschimmelt. Also besser Standort merken, wenn sie blüht und dann im Herbst einsammeln!

Gut geeignet sind 50 bis 100 cm lange Stängel (je länger desto Regen!) :-)), am besten ist es, wenn sie oben und unten mit einem Knoten abschließen, dieser wird an einer Seite durchbohrt, das Rieselmaterial eingefüllt und dann mit einem Korken o.ä. verschlossen. Die Länge der “Stacheln” sollte idealerweise ca. 3/4 des Innendurchmessers des Rohres haben und schraubenförmig in das Rohr gestochen (Abstand 1-2 cm) und  mit etwas Kleber vorm Herausfallen gesichert werden.

Bei der Auswahl des “Rieselmaterials” ist Experimentieren angesagt:

 

Ich habe gute Ergebnisse mit den ca. 1 bis 2 mm dicken Steinchen erzielt, die ich aus Maurersand herausgesiebt habe. Interessante Klänge lassen sich aber auch mit verschiedensten Samen aus dem Küchenregal erzielen:

Reis (Lang- oder Rundkorn? Wildreis? Parboiled?), Sesam, Buchweizen, Weizen, Roggen, Erbsen, Bohnen, Linsen - was bringt den Klang zum Grinsen?

Und - um es nicht ganz zu einfach zu machen: Wie klingen unterschiedliche Kombinationen?

Bitte schreibt mir doch mal ins Gästebuch, wenn Ihr schöne Ergebnisse erzielt habt, besonders, wenn Ihr ganz andere Materialien benutzt habt!

Karikatur des Autors
In der Wirklichkeit bin ich noch schöner!
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